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alien productions [Martin Breindl | Norbert Math | Andrea Sodomka]

Im Takt von Hell und Dunkel.

Heinz Cibulka - Das Werk als Raumerfahrung

 

in: Heinz Cibulka . Im Takt von Hell und Dunkel; 2012



Wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation hat sich Heinz Cibulka einem offenen Werkbegriff verpflichtet. Die Neugier und Unbefangenheit, mit denen er sich die verschiedensten Medien - seien es traditionelle wie Objekt, Text oder Performance, seien es neue wie Fotografie, Video oder Computergrafik - aneignet und zu Werkzeugen seiner Welterfahrung macht, spiegeln seinen offenen Ansatz wider, mit dem er den Phänomenen der Welt, des Lebens und der Kreatürlichkeit nachspürt. 

Anders als seine aktionistischen Künstlerkollegen (und teils Vorbilder), die ihr Oeuvre dem Diktum des Gesamtkunstwerks zu unterwerfen trachten, verzichtet Heinz Cibulka bewusst auf den großen Gestus einer Welterklärung. Etwaig aufkeimende Virtuosität beharrlich umschiffend, entwirft er Artefakte, die - ihrer formalen Strenge zum Trotz - Bruchlinien und Nahtstellen nicht verbergen, sondern augenscheinlich thematisieren. Die vom Künstler verwendeten Medien stehen in vibrierenden Spannungskonzeptionen zueinander; dies kann als Hinweis auf seine Methode gelesen werden: das Nachgehen nach unbewussten Regeln. Heinz Cibulkas aktionistische Geste liegt eher in der Weise, wie er die Reize seiner Umgebung aufnimmt, und weniger darin, wie er sie wiedergibt. Dass er, um dieses zu erreichen, seinen Sinnesapparat oft mit technischen Apparaturen koppelt, deren "professionelle" Handhabung er verweigert, unterstreicht den experimentellen Charakter sowohl seiner Herangehensweise als auch seines Werkes. 

Auch wenn die einzelnen Arbeiten klar und ersichtlich vor Augen stehen, verbleibt in ihnen immer ein ungewisser offener Rest. Sie sind nie fertig in dem Sinn, wie auch die Welt nie als fertig anzusehen ist. Die Decodierung erfordert auch vom Betrachter eine Eigenleistung, die über ein einzelnes Werk hinausgeht, ihn jedoch wiederum dahin zurückführt, was auch der Künstler für sich beansprucht und erzeugt: Geometrie gefüllt mit Neugier.

Das vorliegende Buch erscheint anlässlich der retrospektiven Ausstellung von Heinz Cibulka, Im Takt von Hell und Dunkel, im MZM Hermann Nitsch Museum, Mistelbach. Dass wir die umfassende Werkschau kuratieren und - wie dieses Buch - gestalten durften, erfüllt uns mit großer Freude. Mit Heinz Cibulka verbindet uns eine über 20-jährige gegenseitige Wertschätzung, die aus Neugier auf die jeweiligen künstlerischen Positionen immer wieder zu fruchtbaren Zusammenarbeiten geführt hat. Dafür - und für das dadurch ausgedrückte Vertrauen - danken wir ihm. Wir sind stolz darauf, eine so großartige Künstlerpersönlichkeit zu kennen.


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