Metabolism - rot-weiss-rot, New York, 1985
Foto: Magdalena Frey
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"Metabolism- rot-weiß-rot". 1985 feierte der Steirische Herbst sein 20-jähriges Bestandsjubiläum in der Österreichischen Botschaft in New York.
Ich war eingeladen, eine Performance mit Essen und Trinken, eine Art Tafel-Performance aufzuführen.
In der Mitte des Aufführungsraumes ließ ich von der Decke eine beidseitig bespielbare Filmleinwand herunterhängend montieren. Direkt darunter wurde eine Tischtafel aufgestellt. Auf dieser Tafel waren Speisenaturalien als eine Art Stilleben gestaltet und ausgeleuchtet. Über der Tischtafel wurden abwechselnd von einer und dann von der anderen Seite her Filme projiziert. An der Außenseite des Raumes wurden Speisen und Getränke gereicht. Sowohl die Filme, wie auch die Speisen waren betont "österreichisch" gesetzt. Jeder Film basierte auf der Zeitstruktur eines typisch österreichischen Liedes aus dem 20. Jahrhundert. Die Autoren der Lieder Gustav Mahler - Mathias Hauer -Anton Webern - Hermann Nitsch - Raimund Suchanek.
Die Bilder, fotografische Einzelbilder, sind nach einem Plan exakt auf die musikalischen Maße der Lieder gepaßt worden. In der Technik des Trickfilmes wird dabei durch relativ kurze Schnittfolgen eine Art erzählerischer Bilderfluß erreicht. Der narrative Sinn der Laufbilder muß über den Assoziationsapparat des Betrachters gebildet werden.
Die Filme sind abwechselnd von der einen und dann wieder von der anderen Seite gespielt worden; Speisen und Getränke, wie z.B. Schweinsbraten mit Kraut und Knödel, Spinatstrudel, Gugelhupf, Wein und Mineralwasser sind gegessen und getrunken worden. Die Bilder und die Lieder zu den Speisen und Getränken haben zeichenhaft österreichische Noten in die Leiber und Köpfe der Anwesenden gespielt.
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Szenen aus "Vorspiel", Graz, 1986
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"Vorspiel", Ein szenischer Reigen. Szenische Mitarbeit: Hans Gratzer, Toni Wiesinger,
Toncollagen: Andi Beit, Produktionsleitung und Technik: Eberhard Schrempf mit vielen Mitwirkenden.
Ich entwickelte ein Vorspiel und einige Zwischenspiele zu dem vielfältigen Angebot künstlerischer Aufführungen, Lesungen und sonstiger Werke des Steirischen Herbstes im Jahr 1986 als eine Performance.
Die Aufführung war ursprünglich in einem großen Zelt geplant, später ist das Konzept den Gegebenheiten des Stadttheaters in Graz angepaßt worden.
Die Inszenierung ist durch Hans Grazer in professionelle Theater-hände gelegt worden. Das hat das Bild einiger Szenen ein wenig verändert, manchmal auch deformiert, da das viel spröder gedachte Konzept durch besonders farbige Beleuchtung und die Möglichkeiten der Bühne, sowie durch die Nutzung der Mitarbeiter als Darsteller im klassischen Sinn herkömmlichen Theaters in einen Zwischenbereich geraten ist, der den Ansprüchen einer Performance und jenen eines klassischen Theaterstückes nicht mehr oder noch nicht entsprochen hatte. Trotzdem oder vielleicht gerade wegen dieser verzwickten Situation ergaben sich einige ganz interessante Szenen.
Im Prinzip waren die theatralischen Szenen auf nonverbalem Ausdruckspiel gebaut. Alltagsszenen waren nachgestellt und mit Zuspielung von Film- und Diaprojektionen, asyncronen akustischen Tonmontagen in ein kontrapunktisch gesetztes Schauspiel gewandelt worden. Das Thema "Erotik" war ohne weitere Angabe oder Einschränkung gegeben.
Eine Szene zeigte eine Schulkasse die in den Theaterraum kommt und sich in zwei Reihen neben zwei langen Turnbänken aufstellt. Die Jugendlichen wechseln ihre Straßenkleider gegen Turnwäsche. Danach stellen sie sich wieder in zwei Reihen hintereinander auf. Ein erwachsener Vorturner turnt bestimmte Übungen vor und alle Jugendlichen bewegen sich in gleicher Form nach. Gleichzeitig ist auf einer großen Projektionswand dahinter ein Film zu sehen, der eine Katze zeigt, die sich bewegt, sich schmiegt und frißt. Neben diesem Film sind in einem vorgegebenen Zeitablauf projizierte Stehbilder zu sehen. Aus Lautsprechern sind gregorianische Choräle zu hören.
Eine andere Szene zeigt eine Frau, die sich im dunklen Zuschauerraum von hinten kommend, mit verbundenen Augen zur Bühne vortappt. Sie ist von zwei Fotografen umringt und wird immer wieder angeblitzt. Auf der anderen Seite des Zuschauerraumes spielt sich das gleiche Spiel mit einem Mann und zwei anderen Fotografen ab. Auch er tappt zur Bühne vor. Auf der Bühne angekommen, wird das Paar in die Mitte geführt. Der Platz ist mit Absperrbalken, die in Signalfarben abwechselnd rot-weiß gemalt sind, abgeriegelt. Zwei Orchesterteile, Blasmusiker und Streicher haben das Paar mit ausdrucksstarker Musik empfangen. Die Musiker umkreisen die Szene, in der Absperrung werden den beiden Akteuren die Kleider vom Leib geschnitten. Sie werden aufeinander zugeführt und stehen sich am Ende dieser Szene nackt gegenüber.
In einer anderen Szene polarisieren eine Frau in einem Stuhl strickend und ein junger Mann an einem Spielautomaten (Flipper) spielend den Raum. Wieder sind auf der Projetionswand Laufbilder und eine Folge von Stehbildern zu sehen. Dazu dramatisch gesetzte akustische Elemente aus Schallträgern. In dieser statischen Raumordnung wird ein Stier kreuz und quer über die Bühne geführt.
Eine andere Szene zeigt auf der sich drehenden Bühne ein Sportler-Paar, das auf einem Tischtennistisch ein Match spielt. Die Frau trägt einen roten Trainingsanzug, der Mann einen blauen. Während dieser Live-Szene werden auf der Projektionsfläche assoziativ anspielende Bilder gezeigt. Am Schluß der Szenenfolge des "Vorspieles" bildet ein Doppelbett den Mittelpunkt eines kleinen Schauspieles. 2 Trialfahrer durch kreuzen mit ihren geländegängigen Motorrädern aggressiv und lustvoll sportlich zugleich den Bühnenraum. Immer mehr nehmen sie sich das Doppelbett als Reibungsfläche zur Überquerung her. Sie springen in die Tuchenten hinein, reißen das Kraftrad herum, Federn fliegen, unter Getöse fahren und springen die Sportfahrer wieder aus dem Bett hinaus, um danach gleich wieder in das weiche Bettzeug zu zielen. Während dieser Aktion wird ein Film vom Start eines Sportflugzeuges und einer Landung auf der Leinwand gezeigt. Zugleich ist ein Film über das Keimen und Hoch-wachsen von Pflanzen daneben zu sehen. Bei einigen Szenen sind erotische Aspekte angespielt und transportiert worden, die sich häufig aus der Lust am Sport und dabei entstehender disziplininärer Momente ergeben.
Aus dem Programm:
"Die Form der Aufführung läßt sich mit einer szenischen Collage aus visuellen, musikalischen, verbalen und theatralischen Elementen vergleichen. Eine Abfolge von Szenen und Lesungen bewegt sich zum Thema Erotik im weitesten Sinn. Durch assoziatives An-, In-und Übereinanderreihen von Wort, Bild, Geräusch, Bewegung, Licht und Handlung entsteht, ohne eine präzise Synchronizität anzustreben, in der Gesamtheit ein komplexes Bild.
Zu den non-verbalen, zumeist alltäglichen Handlungen der Darsteller auf der Bühne werden zwei verschiedene Bild- oder Filmprojektionen im Hintergrund gezeigt. Geräusche, Live-Musik und Musik von Schallträgern mischen sich in das Geschehen, Töne erfüllen den Raum und wandern im Raum. Das Zusammenspiel verschiedener Ebenen der Wahrnehmung hat im synästhetischen Sinn dichterischen Charakter.
Zwischen den einzelnen Szenen und Lesungen läuft ein Stummfilm, der eine Fahrt kreuz und quer durch Graz zeigt. So wie das Licht - beziehungsweise die Beleuchtung - vom Nachtdunkel über die Tageshelligkeit wieder ins Dunkel
der Nacht führt, sind die Aufnahmen in den Straßen verteilt über die 24 Stunden des Tages. Die Sensibilisierung der Wahrnehmung erfolgt durch den Einsatz verschiedener Kunstformen in einer ungewohnten Form, sie verfremden sich gegenseitig, ergänzen sich aber auch zu neuen, noch nicht erlebten Gestaltungsformen." Brigitte Blüml
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1988 baute ich ein Triptychon unter dem Titel "Unser Garten". Der Titel bezieht sich auf einen Platz, nämlich den Garten, der zu unserer Wohnung in Wien-Strebersdorf gehörte. Drei Flügel stehen auf einer Unterlage, die wie ein Tisch, mit weißem Molino überzogen ist. Auf diesen Tisch ist ein Teller mit Früchten gestellt worden. Die drei Bilderflügel stehen altarartig an der Hinterseite der Tischtafel, sie zeigen den Gartenplatz mit Fotografien imaginiert. Jeder Flügel hat einen anderen Blickpunkt auf den Garten als Hintergrund der Darstellung. In die großflächigen Abbildungen des Gartens sind mit kleineren fotografischen und grafischen Bildern versatzartige Einschübe plaziert worden. So ist eine verschachtelte, sich überkreuzende Darstellung einer an sich belanglosen Situation entstanden. Durch die collagenartigen Zusätze ist eine Verdichtung der Aussage angestrebt worden. Der Teller mit Früchten vor den Fotos auf der Tischplatte reizt zum Vergleich unterschiedlicher Wirklichkeitsebenen innerhalb einer bildhaft skulpturalen Kleinklimazone.
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Die Arbeit "Ein Haus im Weinviertel" ist als Skulptur nur im Konzept vorhanden. Zum Anlaß einer Ausstellung im Barockschlößl Mistelbach, nahe unseres neuen Wohnortes, wollte ich diesen Plan realisieren.
Sowohl der fotografische Zyklus zu diesem Thema, als auch die hier beschriebene raumgreifende Idee bezog sich auf unsere Umsiedlung von Wien nach Ladendorf, bzw. auf den neuen Ort oder noch richtiger auf den Akt einer Umsiedlung und auf eine verstärkte Aufmerksamkeit auf bestimmte Kernpunkte des Lebens, im speziellen hier auf eine Auseinandersetzung mit einem "Dach über dem Kopf". Dieses Dach über dem Kopf wollte ich direkt mit einem Dachstuhl, Tonziegeln, Kalk, Sand und diversen Baumaterialien vorführen.
In Raumgröße, ca 5 x ~m im Grundriß sollte ein Dachstuhl in die Mitte des Ausstellungsraumes gebaut werden. Darin sollten die wesentlichen Dinge gezeigt werden, die beim Hausbau verwendet werden. Meine Beschäftigung bei der Renovierung diverser Teile unseres neuen Hauses steigerte meine Empfindsamkeit und mein Interesse für Baumaterialien und das Bauhandwerk im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Wie schon vorher erwähnt, reizte mich auch hier eine Auseinandersetzung mit berührenden Umständen, während einer Eroberungsphase, besonders beim Umsiedeln in eine neue Wohnsituation das jeweilige Klima zur "Bewältigung" desselben zur lupenartigen Betrachtung und zu grundsätzlicher Sicht auf die Dinge, die dann später zu sogenannten Dingen des Alltags werden. Gerade diese Dinge springen mir in solchen Situationen verstärkt ins Auge und drängen sich, fast zwanghaft als Bausteine für grundsätzliche, na sagen wir künstlerische Aussagen auf. Weil diese Bausteine aber sosehr ausschließlich lokalen Charakter zu haben scheinen, wirken viele meiner Arbeiten vorerst einmal lokal (damit meine ich auch "nicht sosehr weltgewandt") orientiert. Das gilt ebenso für meine fotografischen Arbeiten. Jede Äußerung ist aber immer auf den Moment und das jeweilige "Hier" bezogen - zugleich aber anspruchsvoll in Hinblick auf die Vorstellung eines Universums, also auf Allgemeingültigkeit. Je nach Außenwirkung kann diese Artikulation über lokale Aspekte und über die Person hinaus Bedeutung erfahren.
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Linz wie Licht, Linz, 1990
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"Linz wie Licht", eine Scheinprojektion. 1990 konnte ich zu dem fotografischen Zyklus "Linz wie Licht" eine plastische Arbeit in der Ausstellung in der Neuen Galerie in Linz zeigen.
Auf eine 6 m breite Wand aus Stahlblech waren 77 fotografische Bilder, jeweils 13 x i8 cm montiert. Aus einer Entfernung von 6 m wurde mit einem großen Scheinwerfer über eine Metallschablone Licht an diese Wand geworfen. Das Licht war so gelenkt, daß es genau die fotografischen Bilder hell beleuchtete. Dadurch ergab sich das Erscheinungsbild einer Projektion von 77 Bildern. Diese Bilder stammen aus dem "Portrait" der Stadt Linz, das als Auftragsarbeit zur 700-Jahrfeier der Stadt an 5 Fotografen und eben auch an mich vergeben wurde.
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"Antwerpen". Wieder ist der Anlaß ein sogenanntes Stadtportrait. Diese Arbeit konnte ich aus verschiedenen Gründen nicht ausführen.
7 Fototafeln in der Größe 1m x 1m, beidseitig kaschiert werden in einer Reihe, in einem Abstand von 70 cm zueinander gehängt. Zusammen ergibt das einen Block von Bildern, die im Raum schweben. 14 Einzelfotos können von der Seite her betrachtet werden. Zwischen den Bildtafeln sind kleine Lämpchen zur Beleuchtung aufgehängt.
Diese Zeigeform reizt zu näherer Untersuchung der Bildbotschaften und eines eventuellen Sinnes dieser Fotoplastik. Diese Bilder sind nicht aufgefächert an der Wand, ideal beleuchtet und übersehbar ausgestellt. Man muß sich um sie bemühen, in die Form eindringen, um sich herauszuholen, was da drinnen zu finden ist.
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