Eine Einladung nach Aleppo, Arbeiten mit Wiener Motiven auszustellen, brachte mich im September 2003 nach Damaskus und von da nach Aleppo, einer Stadt im Norden der Arabischen Republik Syrien, nahe zur Türkei.
Issa Touma, der Organisator des "Photography Gathering und Leiter der "Le Pont Photography Gallery" war einige Monate vorher in Wien und Ladendorf, um für die siebente Veranstaltung dieses Foto-Festivals, u.a. in Österreich Künstlerinnen und Künstler für eine Auswahl nach Syrien einzuladen.
Auf meine Bitte wird mir von der österreichischen Botschaft ein einfaches syrisches Hotel vermittelt. Das Hotel Sultan liegt nicht weit weg vom Zentrum und ist mir sofort sympathisch. Schon am Flughafen komme ich in eine Atmosphäre, wie ich sie mir vorher von einem arabischen Land vorgestellt hatte. Ich bin sehr glücklich, zum ersten Mal in einem arabischen Land zu sein.
Am Flughafen empfängt mich trockene Hitze in für mich schwer überblickbaren Räumen - überall sind mit weiten langen Stoffen bekleidete Menschen zu sehen. Hier kann ich zum ersten Mal ein arabisches Land miterleben.
Unser Flugzeug ist über einen Gebirgszug der Golan-Höhlen, welche nur 50 km von Damaskus entfernt sein sollen, nach Damaskus zur Landung gekommen. Der Umstand der unmittelbar nahen politischen Gegebenheiten ist hier direkt nicht zu spüren, meine Informationen aus österreichischen Medien lassen aber alle möglichen Phantasien zu. Irak, Israel, Libanon, Iran, Türkei, Territorien rundum Syrien - eine Schnittstelle von brisanten politischen, religiösen und gesellschaftlichen Gegebenheiten - nicht zuletzt in Bezug auf den Westen.
Nach meinem Einzug ins Hotel Sultan, nahe des Zentrums der Stadt, freue ich mich schon auf meinen ersten Ausgang in die Stadt. Eine breite Straße führt direkt zu dem Suq, einem riesigen, weit verzweigten Markt im Stadtzentrum. Der große offene Eingang, ein hohes 2-stöckiges Portal führt mich über den Hauptweg in den Markt hinein. Beim Eintreten erscheint mir der überdachte Straßenzug dunkel. Das Links und Rechts dieser Marktgalerie wird von klassizistischen Fassaden begrenzt. Ein mit Blech gedecktes Tonnengewölbe schließt die lange Promenade nach oben hin. Durch vereinzelte Löcher im Blechdach strahlen sternartig Lichtpunkte in die dunklere Straße herunter. Arabisch, wie auch englisch oder französisch geschriebene Schrift- und Bildtafeln sind über den Portalen zu sehen, alte verstaubte neben neu gemalten und manchmal auch beleuchteten.
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