Donnerstag, 30. September
Aufwachen im Hotel
Wir freuen uns an unserem glücklichen Zusammensein hier in Aleppo, hier in diesem Hotel.
Morgendliche Körperpflege, Fotos im Bad und Bett und danach ins Hotel Baron, ein altes schönes Gebäude. Wir nehmen im Restaurant Platz und bestellen ein schönes Frühstück. Großflächige dunkle Holztäfelung in schönen großzügigen gemütlichen Räumen. Agatha Christie soll hier gewesen sein, auch Werfel und andere Berühmtheiten. Nach dem Frühstück muss Magdalena in die Galerie. Ich helfe beim Hängen der Bilder, das geht schnell, wir können wieder ins Hotel zurück. Unsere Speicherkarten sind schon voll, um weiter fotografieren zu können, müssen wir versuchen, in einem Internetcafe die Bilder auf CD speichern zu lassen. Das gelingt glücklicherweise. Ich finde in der Nähe ein sympathisches Lokal, wo mir das gemacht wird. Jetzt haben wir wieder leere Speicher für neue Bilder.
Nach gutem Mittagessen und einer kurzen Rast bereitet sich Magdalena auf die Eröffnung der Ausstellung vor.
Die Galerie strahlt im Glanz der Bilder. Alle Künstlerinnen sind feierlich gekleidet und gestimmt. Es kommen auch viele Gäste. Teilweise müssen BesucherInnen außerhalb der Galerie warten. Es wird gelesen und geredet. Ich treffe Natalie, die Studentin, die mich im vergangenen Jahr beim Fotografieren in Aleppo geleitet hatte. Ein Katalog zu meinen Arbeiten in Syrien zeigt ein Bild von ihr auf der Titelseite. Natalie freut sich auch, dass wir uns wieder sehen. Ich kann jetzt Natalie und Magdalena vorstellen.
Nach Galerieschluss gehen alle Beteiligten in die Wohnung von Issa. Er hat Essen und Trinken bringen lassen. Auch Issas Mutter ist mit dabei und hilft da und dort aus. Die Wohnung ist angenehm, an den Wänden hängen viele Bilder und schöne Teppiche, auch einige Fotos. Issa legt immer wieder Musik auf, die zu seinen Bildern passt. Wir stehen am Balkon und schauen auf die Häuser- und Dachlandschaft mit den engen Schluchten dazwischen. Auf der Straße direkt unter uns sind schwarze Abfallsäcke gelagert, Katzen suchen gelegentlich nach Essbarem darin. In der dunklen einsehbaren Straße, die zu uns herführt, kommen hin und wieder Menschen vorbei. Vereinzelte Glühbirnen beleuchten die Straße notdürftig. Wir stehen in der Höhe von Dächern gegenüberliegender Häuser. Rostige Bleche, Betonterassen, große Satellitenschüsseln stehen vor dem dunklen Himmel. Alle nehmen gerne von dem Essen, welches Issa und seine freunde gebracht haben. Es gibt Brathuhnstücke, Pizza, Mousse, Couscous, Fladenbrote, sowie Wein, Bier und Schnaps. In der Nacht gehen wir zu-fuß zurück. Es fallen uns immer wieder Vergleiche mit Neapel auf. Wir finden einen direkten Weg zurück, kommen aber trotzdem sehr spät im Hotel an.
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