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Heinz Cibulka

Chinoiserie - Aus dem Reisetagebuch

 
juni 1999

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juli 1999

 

in: Chinoiserie, 2000


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Ankunft in Peking (Beijing), um 6.15 Uhr

Wir werden von einem deutsch sprechenden Kulturbeamten abgeholt, der schon Kulturattaché in Europa war. Dieser Mann, Herr Zhang Desheng wird uns die ganze Reise über begleiten. Er ist ein einfach gekleideter Mann, der von Anfang an einen Ton angibt, der uns wenig Freude macht. Sein geringes Interesse oder Verständnis für eine künstlerische Sicht auf Situationen und seine Einschätzung der, uns vorgeführten Phänomene soll während der Fotoreise das Maß unserer Betrachtungsmöglichkeiten werden. Da er ein durch und durch apoetischer Mensch ist und auch kraft seines Alters wenig flexibel, wirkt seine Führung oft zensurierend und für meine künstlerischen Absichten hinderlich. Sein Plan ist klar, nach welchem er uns die drei Wochen durchs Land führen will. Meine Wünsche kann er nur bedingt in sein Führungskonzept integrieren.

Wir wurden die ganze Reise in den besten Hotels untergebracht und in den besten Lokalen zum Essen ausgeführt. Das erste für uns gebuchte Hotel ist auch ein riesiges international orientiertes, das Peace Hotel Beijing.

Wir ruhen uns von dem langen Flug aus.

Um 12 Uhr werden wir zum Mittagessen erwartet.

Ich gehe mit Herrn Zhang alleine außer Haus essen, Magdalena ist müde und schläft im Zimmer weiter.

Herr Zhang führt mich in ein Sechuan - Speiselokal, es heißt, alle Speisen sind da mehr oder wenigerscharf. Ich bin sehr neugierig auf das erste Essen in China - und - es schmeckt mir sehr gut. Ich schätze chinesisches Essen von sehr unterschiedlichen Esserlebnissen her und freue mich, hier im Land "original" chinesische Küche zu bekommen.

Die Tatsache, hier in Peking auf der Straße zu gehen, erregt mich, ich spüre mich aus der Position meines bisherigen Lebens an einer entlegenen Stelle des Globus fremd und vertraut zugleich. Die großstädtische Struktur erscheint mir ähnlich oder vergleichbar, wie sonst wo auf der Erde, auch die Menschen erscheinen mir hier viel weniger exotisch, als ich erwartet hatte.

Wegen Wahlkartenproblemen, in den nächsten Tagen ist Wahl in Österreich, fahren wir noch zur österreichischen Botschaft. In unmittelbarer Nähe ist ein Markt, zu welchem Ausländer kommen, die hier für Europa und auch woandershin groß einkaufen. Speziell nach Rußland wird von hier vieles eingekauft. An hunderten Ständen sind Angebote an Kleidern, die auf der ganzen Welt auch wieder an Verkaufsständen zu sehen sind, nur mit dem Unterschied, daß alles hier Angebotene auch hier sehr billig produziert wird. Anfangs sehe in der erdrückenden Menge der Dinge nichts, was mich interessiert hätte. Mit der Zeit finde ich aber doch auch Kleinigkeiten, die ich mitnehmen will. Rührenderweise kauft mein Begleiter ein Kleid für unsere kleine Tochter. Sein Patriotismus hindert ihn aber, mir bei der Suche nach Objekten, die mich eventuell interessiert haben, zu helfen, er will nicht den Vorteil seiner Herkunft und seine Sprachkenntnis gegen seine Landsleute nutzen. Das habe ich verstanden und hat mir auch gefallen. Mit den erworbenen "Schätzen" kehre ich ins Hotel zurück und breite alles aufs Bett vor Magdalena aus, die schon auf uns gewartet hat. Alles was jetzt schon an Mitbringsenl eingekauft wird, müssen wir die ganze Reise lang mitschleppen, das hindert uns oft, das eine oder andere mitzunehmen.

Abends gibt es wieder herrliches Essen.

Nach dem großartigen Mahl in einem schönen Lokal zeigt uns Herr Zhang eine Region, in welcher beidseitig eines Straßenzuges Essenstände aufgebaut sind. In mindestens 100 solchen, gleich großen, an der Vorderseite offenen Blechhütten werden die vielfältigsten Speisen angeboten, wie z.B.: Froschschenkel, gefüllte Knödel, Gemüse, Meeresfrüchte, Spieße, Taschen, Suppen, Soßen, Süßigkeiten, und viele viele Dinge, die wir zum Teil garnicht kennen. Wir schwelgen mit den Augen, weil wir schon sehr satt sind und ein wenig Angst haben, direkt von der Straße weg zu essen. Alles sieht zwar sauber und für unsere Essgewohnheiten genügend hygienisch aus, aber wir sind erst am Beginn unserer Reise und wollen jetzt keine Magenverstimmungen riskieren. zur naechsten seite



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