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Heinz Cibulka

Chinoiserie - Aus dem Reisetagebuch

 
juni 1999

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juli 1999

 

in: Chinoiserie, 2000


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Zeitiges Frühstück

Ich wollte sehr früh den Sonnenaufgang fotografieren und habe mir deswegen den Wecker gestellt. Der Regen hat aber eher noch zugenommen, so ist aus der Absicht, zu fotografieren, nichts geworden. Trotz Regens streune ich in der Früh alleine in nahen Straßen, hüpfe von einem Regenschutz unter Schirmdächern, die über die kleinen Marktstände gespannt sind zum nächsten. Glücklich finde ich Gummischuhe und einen Regenmantel, die ich sofort kaufe, weil meine Kleider und Schuhe schon wieder ganz naß geworden sind. Mit den neuen Kleidungsstücken sehe ich fast schon so aus wie die meisten Shanghaier Chinesen bei Regen hier auf den Straßen. Ein farbiger Plastikumhang läßt nur mehr wenig von seinen Trägern und Trägerinnen erkennen. Nach meinem morgendlichen Ausflug muß ich mich total umziehen, weil nichts Trockenes mehr an mir ist.

Um 10 Uhr fahren wir zum Museum und zur Oper Shanghais. Beide Gebäude sind ganz neu gebaut, besonders die Oper gefällt mir sehr gut. Die gesamte Außenfront besteht aus frontdeckenden Glastafeln, die mit Rasterpunkten bedruckt sind. Die zarten Farben, welche durch den Rastereffekt des Punktemusters zu den Reflexen an der gläsernen Außenwand dazugemischt werden, lassen im Durchblick die Konstruktion des Baues optisch raffiniert mitwirken. Die äußere Form des Operngebäudes erinnert an chinesische Hausformen mit geschwungenen Dächern. Vom Innenraum aus sieht man durch den zarten Filter des Punktemusters und die eleganten und mächtigen Säulen und Seile der tragenden Konstruktion auf die riesigen Gebäude in der nahen Umgebung.

Es regnet immer noch. Trocken und warm haben wir es jetzt in einem Jade-Tempel-Hotel bei vegetarischem Mittagessen. Danach werde ich in den Jadetempel geführt. Die Hauptgruppe des Tempels, ein Jade Budha umgeben von anderen Figuren und Ornamenten, ist vielleicht die schönste Budhadarstellung, die mir bei dieser Reise gezeigt worden ist.

Danach werde ich in ein Kinderspital mit Gebärabteilung gebracht, welches wie es heißt und aussieht, vorbildlich geführt wird. Besonders freundliche Frauen empfangen mich und überreichen mir nach Ansprachen und Erklärungen eine Samtschatulle mit der Patronin des Hauses in Messing geprägt und ein Buch mit diversen Entwicklungsstadien dieser Spitalsanlage und Abbildungen seiner Förderer. Hier darf ich auch viel fotografieren. Alle sind freundlich und höflich.

Nach diesem Tag durchgehenden Regens muß ich meine Schuhe mit einem Föhn trocknen.

Zum Abschluß des Tages noch ein schönes Abendessen mit meinem deutschsprachigen Begleiter im Hotel. Nach drei Wochen haben wir uns fast schon ein wenig aneinander gewöhnt. Er tut sich auch sichtlich leichter mit mir alleine. Magdalena war ihm ein Dorn im Auge, sie mochte ihn auch nicht. zur naechsten seite



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