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Heinz Cibulka

Chinoiserie - Aus dem Reisetagebuch

 
juni 1999

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juli 1999

 

in: Chinoiserie, 2000


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Heute fahren wir in der Früh zum Heiligen Berg Tai Shan, vorher sehen wir noch einen Tempel mit riesigen alten Zypressen, eine davon soll 2100 Jahre alt sein. Im Tempel ist herrliche Malerei aus der Song Dynastie zu sehen.

Bei einer sehr schönen Bergfahrt sehen wir wieder Bauern, die ihren Weizen auf der Straße ausbreiten, und so von den darüberfahrenden Autos trocknen und dreschen lassen.

Essen gibt es diesmal in einem Verwaltungsgebäude, der Essraum ist nicht so prunkvoll dekoriert wie die meisten Extrazimmer, in welchen wir zum Essen geladen werden. Hier spüren wir aber besonders, daß wir in China sind. Nicht das Dekor, welches China darstellt, sondern die Materialien und ihre spezifische Beschaffenheit drücken unmittelbar chinesische Kultur aus.

Das Essen ist wieder besonders gut. Eine kurze Erwähnung hier: Krabben, Nudeln, Melanzzani, Süße Kartoffeln, Tofu gebraten, Suppe, Gemüse und Tofu, Rindfleisch, Huhn, Maisteigblätter und Lauch und braune Sauce, Rapsgemüse mit Knoblauch, Geschälte gedünstete Paradeiser, Karottenkuchen in Maisteigblättern.

Tee, Wein, Bier, Mineralwasser oder Säfte werden immer wieder nach Bedarf angeboten.

Nach dem Essen sind alle sehr müde. Wir gehen noch durch die Räume mit den Heiligtümern und Kultgegenständen, durch schöne Torbogen, besichtigen Tempel und bewegen uns immer wieder in kunstvollen Parkanlagen, die sich harmonisch in die Landschaft fügen. Nach Plan gesetzte Pflanzen und von Menschen gestaltete Bauwerke stehen nach Jahrhunderten künstlerischer Erfahrung und gesellschaftlicher Übereinkunft in der Landschaft. Diese Gesamtkunstwerke erscheinen in ihrer noblen Ausgewogenheit natürlich und künstlich, gewachsen und gestaltet zugleich.

Bei der langen hektischen und schnellen Heimfahrt kommt mir phasenweise das Grauen auf der Straße. Der Chauffeur fährt unangenehm auf Druck durch die Gegend und gegen unliebsame Widerstände agressiv an.

Abends gibt es wieder etwas für unseren Gaumen und unseren Magen. Da wir in der Region Konfuzius sind, haben alle möglichen Produkte den Namen des Philosophen und seiner weit verzweigten Familie. Es gibt jetzt noch einige Privilegien für die Nachfahren der alten Familie, die in einem seltsamen Licht der jetzigen Regierung stehen müssen.

Abends gehe ich mit Magdalena noch alleine durch die Stadt. Bis in die Nacht hinein wird auf den Straßen alles mögliche verkauft, es werben viele Lokale um Gäste, an Ständen werden die raffiniertesten Speisen angeboten. Mütter lassen sich auf den Strassen gerne mit ihren Kindern fotografieren. Unter den wenigen Glühlampen erscheinen die bunten Szenen besonders exotisch. zur naechsten seite



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