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Heinz Cibulka

Chinoiserie - Aus dem Reisetagebuch

 
juni 1999

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juli 1999

 

in: Chinoiserie, 2000


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Ein letztes gemeinsames, gemütliches Frühstück in Jinan, dann fahren wir noch gemeinsam zu einem Markt, Magdalena darf hier noch länger mit einem Reiseführer auf einem Altwaren-Markt kleine Geschenke suchen. Mein Reiseführer und ich fahren aber bald nach Hefei, in die Provinz Anhui weiter.

Wir fliegen mit einer 2-motorigen kleineren Maschine nicht sehr hoch über den Bergen. Trassenförmige Felder zeichnen mit ihren Außengrenzen Höhenlinien in die Landschaft. Von oben gesehen wird die Erdoberfläche zur Zeichnung.

Unten glänzen jetzt in diesigem Licht stehende Reisfelder, dazwischen eine dünne weiße Wolkenschichte, darüber blauer Himmel. Jetzt fliegen wir über höhere Berge, in der Ebene zeichnen sich bald wieder scharf geschnittene Felderformen ab.

Die Motoren machen, in leicht schwankenden Tonhöhen musikalischen Lärm. Langsam schwingende Motorengeräusche, ein crescendoartiges Anschwellen und dann wieder abklingendes Brummen, dazu als heller Zucker immer wieder hereinflatternde Klänge.

Während des Fluges kann ich Herrn Zhang noch einmal verstärkt auf die Vernachlässigung meiner Fotografierwünsche seitens der Reiseleitung aufmerksam machen. Jetzt heißt es, meine Wunschliste sei in Peking gar nicht angekommen. Ein Detail daraus, nämlich mein Interesse am Taoismus ist aber dazu verwendet worden, vorwiegend historische Plätze zu zeigen. Die für meine Arbeit wichtigen Positionen waren aber kaum in unseren Reiseplan einbezogen worden. Wahrscheinlich sind gerade diese Wünsche von den dafür zuständigen Stellen noch nicht zu erfüllen gewesen.

Um 14 Uhr kommen wir im Hotel Anhui an. Unmittelbar nach unserer Ankunft kann ich bei einer Theaterprobe im Stadttheater fotografieren. Zu einem kleinen Vorgespräch während eines informellen Empfangs kommt auch das regionale Fernsehen zu einem Interview. Wir führen unbeschwerte abtastende Gespräche. Brauchbare Bilder gibt es für mich auch in einem Fitness Club im Haus des Stadttheaters. Einfache Frauen turnen in unterschiedlichen bunten Trikots unter Anleitung einer Vorturnerin. Später kann ich in der Küche des Hotels fotografieren, was mir großes Vergnügen bereitet. Zufällig wird im Hotel auch noch eine Hochzeit gefeiert und fotografiert. Auch hier kann ich als Schmarotzer der Situation einige Bilder machen.

Der oberste Kulturbeamte des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten war früher einmal Zirkuskünstler, ein interessanter Mann, der humorvoll in der Runde dominiert. Ein jüngerer Beamter, der uns weiter begleiten soll, ist von Anfang an neugierig und entgegenkommend.

Beim Bankett am Abend ergeben sich wieder Gespräche, die mich innerhalb der gebotenen Möglichkeiten interessieren. Ich erfahre hier auch, daß Laotse in dieser Provinz gelebt haben soll. Vieles weiß niemand dazu zu sagen, außer daß zu dem Thema ein ganzes Leben Erfahrung nicht ausreichen würde.

Das Essen ist natürlich wieder besonders gut, danach lädt der alte Herr der Runde zu einem Besuch in einer Bowlinghalle. Ich komme mit, weil ich auf alles neugierig bin, was außerhalb des strengen Reiseplans vorgeschlagen wird. Es gibt spannende Duelle zwischen den zusammengewählten Gruppen von ungefähr acht anwesenden Herren. Jene Gruppe zu welcher ich gehöre, gewinnt zweimal, vielleicht hat man unsere Gruppe aus Höflichkeit gewinnen lassen. Am Schluß siegt aber der Chef der Kulturabteilung den Einzelbewerb durch eine Serie von Volltreffern. Höflichkeit hin, Höflichkeit her, zu gewinnen ist ihm sichtlich auch lustig. zur naechsten seite



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